Die Stiftung

Historie der Stiftung

Stiftungen werden aus unterschiedlichen Motiven gegründet: Finanzielle, steuerliche und juristische Überlegungen, familiäre und erbgesetzliche Gründe können eine gewichtige Rolle spielen. Gemeinsam ist aber allen Stiftungen, daß sie mit dem Namen einer Persönlichkeit für alle Zeiten verbunden ist, dessen Vermächtnis die Stiftung weiterführen soll.

Die Eduard-Rhein-Stiftung macht insoweit eine Ausnahme,als daß keinerlei vermögensrelevante Betrachtungen vom Stifter angestellt wurden: „Geld aus meinem privaten Vermögen, nicht aus Beiträgen, die am Finanzamt vorbeigeschleust werden sollten“, sagte der Stifter, als er mit 2 Mio. DM Anfangskapital im Jahr 1976 die Stiftung in Hamburg ins Leben rief.

Stiftungen werden aus unterschiedlichen Motiven gegründet: Finanzielle, steuerliche und juristische Überlegungen, familiäre und erbgesetzliche Gründe können eine gewichtige Rolle spielen. Gemeinsam ist aber allen Stiftungen, daß sie mit dem Namen einer Persönlichkeit für alle Zeiten verbunden ist, dessen Vermächtnis die Stiftung weiterführen soll.

Die Eduard-Rhein-Stiftung macht insoweit eine Ausnahme,als daß keinerlei vermögensrelevante Betrachtungen vom Stifter angestellt wurden: „Geld aus meinem privaten Vermögen, nicht aus Beiträgen, die am Finanzamt vorbeigeschleust werden sollten“, sagte der Stifter, als er mit 2 Mio. DM Anfangskapital im Jahr 1976 die Stiftung in Hamburg ins Leben rief.

Die Wurzeln der Stiftung – 1975: Erste Gedanken zu einer Stiftung

Man muß weit in die Lebensgeschichte Eduard-Rheins zurückgehen, um die ersten Gedanken an die Stiftung zu finden. Noch zu seinen Zeiten als Chefredakteur von „HörZu!“ hatte er in die Zeitschrift eine Technikseite eingefügt, auf der er die jeweils interessantesten Entwicklungen für die Rundfunk- und Fernsehtechnik erläuterte. Nach Beendigung seiner Tätigkeit im Springer-Verlag im Jahr 1965 sann er darüber nach, wie er weiterhin auf diesem Gebiet als Katalysator zwischen den Interessen der Industrie und denen der Verbraucher wirken könne. In einer Stiftung sah er diese Möglichkeit, seinen Vorstellungen auch künftig Leben einzuhauchen. Doch erst Jahre später war es soweit:

Eduard Rhein sah 1975 auf der Funkausstellung in Berlin auf dem Stand eines japanischen Unternehmens den Prototyp einer Bildwiedergabe mit 1.250 Zeilen, die Qualität eines Kinobildes auf dem Fernsehbildschirm. Der japanische Versuchsaufbau hatte überhaupt nicht das Fernsehen im Auge: Er war als Demonstration für die Bildübertragung im medizinischen Bereich gedacht. Schon zehn Jahre zuvor hatte Professor Schröter (Telefunken) darauf hingewiesen, daß man bei einer Verdoppelung der Zeilenzahl des Fernsehens ein hochqualitatives, dem Kino gleichwertiges Farbbild erzeugen kann. Insoweit war die Idee nicht neu.

Die Idee war aber gut, und Eduard Rhein griff sie für das Fernsehen auf und verband sie gleich mit einer zweiten: Der flache Bildschirm muß her! Nimmt man die Rückwand eines heutigen Fernsehempfängers ab, fällt auf, wieviel Luft man gekauft hat: Die Tiefe des Geräts wird durch den Hals der Bildröhre vorgegeben – der eigentliche Empfänger ist mit einem Volumenanteil von nur wenigen Prozent am Gehäuse beteiligt.

Gründung im Jahr 1976

Der flache Bildschirm, im Ideal wie ein Bild an der Wand hängend, war der zweite Traum von Eduard Rhein. Und die im Jahr 1976 gegründete Stiftung die Plattform, seine beiden Träume zu verwirklichen.

Professor Bruch übernimmt ersten Vorsitz in Beirat

Den letzten Anstoß dazu gab ein zufälliges Zusammentreffen in New York von Eduard Rhein mit Professor Walter Bruch, damals Entwicklungschef des Grundlagenlabors bei Telefunken und Vater der deutschen Farbfernsehnorm PAL. Rhein überredete Bruch,in der von ihm geplanten Stiftung den Vorsitz zu übernehmen. Die Wahl eines Expertenbeirats, der über künftige Preisträger zu befinden hatte, brachte nochmals etwas Verzögerung. Dann aber standen die Statuten der Stiftung, die Stiftungsaufsicht der Freien und Hansestadt Hamburg gab grünes Licht, der wissenschaftliche Beirat war installiert und nahm seine Arbeit auf.

Eine Idee nimmt Gestalt an – Kernziel: Bessere technische Qualität des Fernsehens

Eher moderat und noch ein wenig juristisch lesen sich die Richtlinien, nach denen die Stiftung startete. Da hieß es in der Satzung zum Beispiel:

„Der Eduard-Rhein-Preis wird jedes Jahr für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der audio-visuellen Medien vergeben. Die grundlegende Auffgabenstellung für den Eduard-Rhein-Preis ist, wichtige Arbeiten zur Verbesserung der Qualität oder der Erweiterung audio-visueller Techniken zum Nutzen des Zuschauers … (zu fördern).“ Und damit es an den Zielvorstellungen des Stifters keinen Zweifel gibt, konnte man weiter lesen:

„Dies umfaßt insbesondere

theoretische und/oder praktische Arbeiten, die eine Annäherung an das Hochqualitätsfernsehen (verbesserte Bildgüte und höhere Auflösung)bedeuten, bei gleichzeitiger Kompatibilität zu vorhandenen Systemen,

theoretische und/oder experimentelle Forschungsergebnisse in Richtung auf einen flachen Bildschirm.“

Preisgeld 250.000 DM

Der Eduard-Rhein-Preis war anfangs mit jährlich 250.000 DM dotiert. Diese Summe konnte sowohl für eine einzige Arbeit vergeben werden als auch aufgeteilt und in ihrer Höhe unterschiedlich bemessen werden.

Nur „natürliche“ Personen können Preisträger werden

Da Geld immer auch Scharlatane anzieht, wurde in der Satzung festgelegt, daß „Bewerber um den Preis nur durch anerkannte Experten sowie durch Organisationen oder Institutionen vorgeschlagen werden können, die auf dem Preisgebiet forschend tätig sind“. Und damit sich nicht anonyme Institutionen selbst die Gelder zuschanzen, heißt es weiter: „Die Preise dürfen nur an natürliche Personen vergeben werden“.

Das war es, was Eduard Rhein immer sehen wollte: Menschen und Erfinder, wie er selbst einer war. Das Problem ist nur, daß mit zunehmender Teamarbeit in Industrie und Wissenschaft Einzelkämpfer die Ausnahme, nicht die Regel sind. Managersetzen heute neue Techniken durch, selten die Erfinder. Ideen sind Wirtschaftsgüter, der geschäftliche Erfolg geht in der Industrie allemal vor das noch so brillante technisch-wissenschaftliche Ergebnis.

Diese Urfassung der Satzung enthielt ein paar Stolpersteine, die erst durch die technische Weiterentwicklung an das Tageslicht kamen. Das Wort „audio-visuell“ ist typisch für die späten siebziger Jahre – niemand konnte voraussehen, daß die Verknüpfung von Audio und Video nur der Anfang für etwas viel Weiteres sein würde: eine umfassende Integration aller Informations- und Kommunikationstechnologien in Form der multimedialen Techniken des ausgehenden 20. Jahrhunderts.

Revision der Satzung nach ein paar Jahren

Ein Fallstrick besondererArt war die Forderung, ein Hochqualitätsfernsehen zu schaffen bei gleichzeitiger Kompatibilität zu den bisherigen Fernsehsystemen.Das gleicht der Quadratur des Kreises, weil die technische Integration eines 30 Jahre alten (analogen) Fernsehstandards in eine mittlerweile längst digitale Welt ein Anachronismus ist. Es mutet an wieder Versuch, bei einem Mobiltelefon die Kompatibilität mit dem Hörrohr des 18. Jahrhunderts zu sichern. Und auch der scheinbar Preisträger-freundliche Nebensatz über die Aufteilung des Preises und seine unterschiedlich hohen Preissummen erwies sich später als Bumerang: In dieser Form förderte er eine Preisflut, statt sich einigen wenigen markanten Themen zuzuwenden. Die Schwächen dieser Satzung wurden dann später durch Präzisierung einerseits und das Offenhalten von technischen Optionen andererseits behoben.

Der Ehrenring wird gestiftet

1979 fügte Eduard Rhein seiner Stiftung einen Ehrenpreis an: den Eduard-Rhein-Ring. Träger dieses Ehrenpreises sollten Persönlichkeiten sein, die sich um die Entwicklung von Rundfunk und Fernsehen verdient gemacht haben – Wissenschaftler und Forscher also, Manager und Industrielle, „deren Einfallsreichtum und Wagemut das Zeitalter der audio-visuellen Techniken erst ermöglicht haben“. Die Zahl der lebenden Träger dieses Ehrenpreises ist auf zehn beschränkt. Aus den bisherigen Trägern des Ehrenringes verdienen drei besondere Erwähnung: Dr. Vladimir Zworykin, Herbert von Karajan und Max Grundig.

Aus den Anfängen der Stiftung – Die Geschäftsstelle der Stiftung wird von Hamburg nach Mayen verlegt

Im dreiköpfigen Stiftungsvorstand hatte Rhein zunächst selbst seine Stiftungsziele vorangetrieben. In der noblen Heimhuder Straße in Hamburg, unweit der Binnenalster, wurde Anfang der 80er Jahre ein Stiftungshaus aus der Gründerzeit erworben. Später mußte dieses Domizil aufgegeben werden, da eine gewerbliche Nutzung des Hauses in einer reinen Wohngegend durch Umwidmung unzulässig wurde. Die Stiftung wird seither von Mayen in der Eifel aus geführt.

Die Weltoffenheit der jungen Stiftung zeigte sich schon in den ersten zwei Jahren: Von insgesamt elf Preisträgern der Jahre 1979 und 1980 kamen nur vier aus Deutschland. Zu dieser frühen Öffnung nach draußen, von der immer wieder japanische Preisträger als Motoren der Entwicklung im Audio- und Videogeschäft profitierten, hatten auch die guten Auslandskontakte von Walter Bruch beigetragen, der als „Mr. PAL“ gerade in Japan hohes Ansehen genoß.

Die Stiftung bekommt ein zweites Bein – Der Kulturpreis wird geschaffen

Die Sorge, angesichts einer rasch fortschreitenden technischen Entwicklung könnte die Stiftung eines Tages wegen Erfüllung des Stiftungszwecks aufgelöst werden, hat erstmals im Jahr 1982 dazu geführt, daß über eine Erweiterung der Stiftungsziele befunden wurde.

So wurde 1982 im Vorstand beschlossen, den Forschungspreis durch einen Kulturpreis für die eindrucksvollste Fernsehdokumentation eines Jahres zu ergänzen. Pate stand dabei die Überlegung, daß eine Verbesserung der Fernsehtechnik ja nur die Plattform schafft, um guten Fernsehdokumentationen den Weg zu ebnen. Auf eine thematische Begrenzung des Kulturpreises wurde expressis verbis verzichtet, jedoch stand außer Zweifel, daß weniger das jeweilige Thema des Fernsehbeitrags als vielmehr die treffende künstlerische oder journalistische Umsetzung gewürdigt werden sollte.

Eine eigens gebildete Jury von angesehenen Publizisten wurde als Beurteilungsgremium berufen unter dem Vorsitz von Prof. Dr.h.c. Joachim Fest, dem seinerzeitigen Herausgeber der angesehenen Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Bereits ein Jahr später wurde der Kulturpreis zum ersten Mal vergeben; die beiden damals ausgewählten Beiträge konnten auch noch Jahre später vor dem kritischen Auge des Zuschauers bestehen.

Ein Paukenschlag im Sommer 1986 – Special 3 Million DM Award

Alles deutete auf einen heißen Augusttag und auf eine ganz „normale“ Preisverleihung im Münchner Park-Hilton hin: Die Preisträger waren erschienen, die Vorführungen aufgebaut, der Stifter trat an das Mikrophon – und verkündete völlig überraschend, daß er aus seinem Privatvermögen eine Sonderprämie in Höhe von 3 Millionen DM (jawohl, kein Druckfehler!) auslobe für denjenigen, der ihm den ersten, in Serie gefertigten flachen Bildschirm für das Hochzeilenfernsehen bis 1990 realisiert. Mit dieser pressewirksamen Ankündigung überraschte Eduard Rhein selbst den Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung – war dieses Thema doch nie Diskussionsgegenstand gewesen. Aus gutem Grund nicht: Kein Mitglied des Beirats hätte auch nur eine winzige Chance gesehen, einen solchen Flachbildschirm mit der geforderten Auflösung binnen vier Jahren zu realisieren.

Später – 1991 – konnte übrigens die Stiftung wenigstens einen Teilschritt auf dem Weg dahin auszeichnen: Der Sharp Corp. wurde der Eduard-Rhein-Preis für einen flachen Farbbildschirm zuerkannt, der immerhin Fernsehqualität hatte, aber vom Hochzeilenfernsehen noch einiges entfernt war. Eduard Rhein hat übrigens seine Brieftasche für diese 1986 ausgelobte Sonderprämie nicht öffnen brauchen.

Vielleicht hatte die unerwartete Initiative des agilen Stifters auch noch einen anderen Grund: Seit der Aufteilung des Eduard-Rhein-Preises in den Kultur- und den Forschungspreis setzte eine Preisflut ein, die 1986 bereits in 16 Preisträgern gipfelte.

Erste Überlegungen zu einer Neuorientierung – Professor Bruch scheidet aus der Stiftung aus

Ein Rückblick nach zehn Jahren Stiftungstätigkeit zeigte, daß die immer noch „junge“ Stiftung mit einem nach wie vor geringen Bekanntheitsgrad zu kämpfen hatte. Noch mehr: Ein Generationswechsel an der Spitze des Wissenschaftlichen Beirats bahnte sich 1986 an. Die Last des Alters und Sorge um seine Gesundheit ließen Walter Bruch als nun schon langjährigen Vorsitzenden darum bitten, ihn von den Aufgaben in der Stiftung zu entbinden. Dieser Einschnitt führte zu einer Neudiskussion der Stiftungsziele, die dem Stifter aus dem Wissenschaftlichen Beirat zum Bedenken vorgetragen wurden. Der Beirat formulierte seine Gedanken in einem Schreiben an den Vorstand so:

Im Verlauf der letzten Jahre wurden die ursprünglichen Stiftungsziele durch ein Aufblähen der Zahl der Preisträger verwässert. In vielen kleinen Preisen schlägt sich zum einen die Tatsache nieder, daß große Durchbrüche auf bestimmten Gebieten eben nur alle paar Jahre zu erwarten sind – die jährliche Preisvergabe ist da gelegentlich schon Qual der Wahl.

Zum anderen spiegelt sich wider, daß heute nur noch selten Technologiesprünge mit einem einzelnen Namen verbunden sind: Meist sind es Teams, die zwischen sechs und 40 Menschen umfassen und deren Anteil an der erarbeiteten Lösung nicht immer genau zu definieren ist.

Ein dritter, eher menschlicher Punkt tritt bei der Wahl der Kandidaten hinzu: Der Mut, auch einmal nur ein Thema zu prämiieren, ist nicht gerade groß. Wenn man wie aus einem Füllhorn mehrere kleinere Preise vergeben kann, dann darf man sicher sein, mit diesem „Schrotschuß“ auch mal eine Taube und nicht nur Spatzen erlegt zu haben.

Der Mangel an geeigneten großen technischen Themen, die preiswürdig sind, hat u.a. zu einer Ausuferung bei den „Softwarethemen“ der Fernsehproduktionen geführt. Soweit dies dem Stifterwillen entspringt, sollte man es respektieren. Im Erscheinungsbild hingegen ist diese Aufteilung auf „Hardware“ und „Software“ eher problematisch, da beide Bereiche kaum Berührung miteinander haben und eine vergleichende Leistungsbeurteilung eher erschwert wird. Da über Geschmack bekanntlich trefflich zu streiten ist, sind wirklich nachvollziehbare Entscheidungen bei der Wahl von Fernsehsendungen sehr viel schwieriger als in der Technik.

Die Suche nach neuen Zielsetzungen ist nicht Aufgabe des Wissenschaftlichen Beirats. Persönlich würden wir davor warnen, sie außerhalb der Informations- und Kommunikationstechnik zu suchen: Schon dieser Begriff ist sehr weit gesteckt und – verglichen mit den ursprünglichen Stifterzielen – nicht sehr präzise; andererseits beinhaltet er die Möglichkeit, sich problemlos künftigen Entwicklungen anzupassen.

Es erfordert mehr Mut zur Entscheidung, wenn man sich auf einige wenige Themen konzentriert und die aber mit einem höheren Preis ausstattet. Hier ist der Wissenschaftliche Beirat und der Stiftungsvorstand gefordert.

So weit einige der Reformvorschläge. Sie fielen in zahlreichen Einzelpunkten auf fruchtbaren Boden, wenn sie auch nicht alle später umgesetzt wurden.

Aufbruch zu neuen Ufern – Reformen des Jahres 1989

Das Jahr 1989 hat für die Eduard-Rhein-Stiftung insoweit besondere Bedeutung, weil Stiftungszweck und die Zusammensetzung des Vorstands zur Diskussion standen. Auslöser für diese Veränderungen in der Stiftung waren nicht nur die vorgetragenen Überlegungen des Wissenschaftlichen Beirats, sondern auch Meinungsverschiedenheiten im Vorstand über die Auslegung der Stiftungssatzung und ihrer Langzeitziele.

Der Stifter, zu diesem Zeitpunkt noch selbst Mitglied im obersten Stiftungsgremium, sah seine ursprünglichen Ziele durch eine zu breite Auslegung des Kulturpreises beeinträchtigt. Die vom Wissenschaftlichen Beirat vorgetragenen Thesen verstärkten die Ansicht, im Interesse einer langjährigen Beständigkeit die Stiftungsziele den Entwicklungen in der Technik und der Gesellschaft anzupassen.

Ein neuer Vorstand wird bestellt

Im Mai 1989 wurde der Vorstand neu bestimmt. Mit der Bestellung von Dr. Rolf Gartz, dem Neffen des Stifters, zum neuen geschäftsführenden Vorstandsmitglied der Stiftung (neben Peter Boenisch und Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen) hatte die Stiftung sozusagen einen „Siegelbewahrer“ des kinderlosen Stifters aus dem Familienkreis im obersten Stiftungsgremium.

Der neue Vorstand formulierte den Kulturpreis dann so:

„Die Förderung erfolgt durch Vergabe von Geldpreisen für herausragende künstlerische und/oder journalistische Leistungen in Rundfunk- und Fernsehsendungen [die im deutschsprachigen Raum empfangbar sind] sowie schriftlichen Veröffentlichungen. Der Preis wird in zweijährigem Abstand vergeben und soll 50 % der in dem betreffenden Jahr vergebenen Technologiepreise nicht übersteigen“.

Eduard Rhein zieht sich aus der aktiven Arbeit in der Stiftung zurück

Jury und Kuratorium (das den früheren Wissenschaftlichen Beirat in der Namengebung ablöste, ohne aber seine Aufgaben zu verändern) wurden durch neue Persönlichkeiten verstärkt, der Stiftungsvorstand, wie schon erwähnt, durch Neuberufungen ergänzt. Gleichzeitig mit dieser Umgestaltung zog sich der Stifter aus „seiner“ Stiftung zurück und überließ die Geschäftsführung der Stiftung nunmehr allein dem neuen Vorstand unter Dr. Rolf Gartz.

Die frühen 90er Jahre: Wandel durch Fokussierung – Forschungspreis wird aufgeteilt

Die vorgenommenen Änderungen zeigten Wirkung: Der Forscherpreis wurde ab 1990 in einen „Grundlagenpreis“ und einen „Technologiepreis“ aufgeteilt, um nicht miteinander Vergleichbares trotzdem gewichtet auszeichnen zu können. Während im Grundlagenpreis eher das Lebenswerk einer Einzelperson auf dem Arbeitsgebiet der Stiftung gewürdigt werden soll, sollte sich der Technologiepreis am technischen Fortschritt der zurückliegenden zwölf Monate orientieren.

Bereits 1990 stand nur ein einzelner Träger des Grundlagenpreises „auf dem Treppchen“, und es wurde auch nur eine Neuentwicklung (mit einem Team aus drei Forschern) ausgezeichnet.

Mit der Verleihung des Grundlagenpreises der Eduard-Rhein-Stiftung an Professor Dr. Claude E. Shannon wurde 1991 einer der „großen“ Informationstheoretiker des 20. Jahrhunderts geehrt. Vorstand und Kuratorium haben mit dieser Entscheidung der Stiftung einen ganz neuen Weg gewiesen.

Der Kulturpreis ging im selben Jahr erstmals an einen ausländischen Fernsehjournalisten – den Starreporter von CNN, Bernard Shaw, für seine Augenzeugenreportagen aus Bagdad während der Auseinandersetzungen am Persischen Golf. Die Empfangsmöglichkeiten des Satellitenfernsehens in Deutschland befreiten die Jury von den Fesseln der alten Stiftungsbedingungen [… Empfang im deutschsprachigen Raum … ] für die Preisverleihung.

1991 wurde zunächst das Kuratorium und 1993 auch die Jury durch neue Namen erweitert.

1993: Das Wendejahr der Stiftung – der große flache Bildschirm ist da

In seinen Sitzungen im Frühjahr 1993 sichtete das Kuratorium die vorliegenden Preisvorschläge und kam zu der Ansicht, dem Stifter quasi ein besonderes Geschenk zu machen. Unter den eingereichten Vorschlägen war einer, der dem ursprünglichen Stiftungsziel in idealer Weise entsprach: Ein großer, hochauflösender, flacher Bildschirm für das Fernsehen. Daß dies Ziel zunächst noch in der Form eines Projektionsfernsehers gelöst wurde, bedeutet noch keinen endgültigen Schlußstrich unter die Entwicklung. Der Weg aber zu einem „aktiven“ (d.h. selbstleuchtenden) Bildschirm dieser Art wird sicher bis in das 21. Jahrhundert hineinführen.

Das Kuratorium war sich sicher, daß diese Wahl auf große Zustimmung des Stifters stoßen würde. Mit dieser Entscheidung zugunsten einer Entwicklung der Sharp Corp. wurde ein vorläufiger Strich unter das Thema „flacher Bildschirm“ gezogen. Entsprechned den gewandelten Stiftungszielen konnte man sich für die Zukunft den neuen Herausforderungen der Technik widmen, die durch eine konsequente Digitalisierung aller elektronischen Informations- und Kommunikationsmedien gekennzeichnet ist. Die Urväter dieser Technik finden sich in einer Zeit, in der Eduard Rhein seine ersten populären Technikbücher veröffentlichte: in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts. Manche großen Ideen brauchen eben mehr als eine Ingenieurgeneration, um realisiert zu werden.

Am 15. April 1993 wurden die Stiftungsgremien von der Nachricht des Ablebens von Eduard Rhein in Cannes überrascht. Noch am Abend vor seinem Tod sprach er am Telefon mit dem Geschäftsführenden Vorstand der Stiftung, seinem Neffen Dr. Rolf Gartz. Er klagte über die Folgen eines grippalen Infekts. Nichts aber deutete darauf hin, daß er dann später in der Nacht im Krankenhaus von Cannes einem Schlaganfall zum Opfer fallen würde.

Die Nachricht von seinem Ableben verpflichtete die Stiftungsgremien mehr denn je auf die Wahrung der Absichten des Stifters: Die für das Jahr 1993 getroffene Entscheidung, den Technologiepreis für einen flachen Bildschirm zu verleihen, sahen Vorstand und Kuratorium nun als Erfüllung der technischen Wunschvorstellungen des „Jahrhundertmannes“. Daß er die Realisierung nicht mehr erlebte ist von besonderer Tragik.

Das Stiftungsvermögen wird erhöht

Nach dem Ableben des Stifters fiel sein Privatvermögen weitgehend an die Eduard-Rhein-Stiftung. Das Stiftungsvermögen wurde aus dem Nachlaß Eduard Rheins auf rund 17 Mio. DM erhöht. Es erlaubt der Stiftung seither, jährlich Förderpreise von fast einer halben Million DM auszuloben, ohne die Substanz angreifen zu müssen.

Für Kuratorium und Jury wird dies zur Herausforderung: Gibt es doch kaum eine im Technikgebiet arbeitende Stiftung, die über ein solch bedeutendes Finanzpolster verfügt. Die Nobel-Stiftung ist nur bedingt vergleichbar, weil sie Naturwissenschaften, Literatur, Wirtschaftswissenschaften und Politik (Friedensnobelpreis) auszeichnet.

Die weite Abgrenzung des Stiftungszwecks läßt Spielraum für die technischen Entwicklungen des angehenden 21. Jahrhunderts. Das Zusammenwachsen aller Kommunikationsmedien wird dem Technologiepreis eine neue Vielfalt preiswürdiger Ideen zuführen, die weit über den ursprünglichen Stiftungszweck (der sich vor allem auf einen Flachbildschirm mit hoher Auflösung konzentrierte) hinausgehen. Der Bestand der Stiftung ist damit über einen langen Zeitraum hinweg gesichert.

Inwieweit der Grundlagenpreis hier über einen langen Zeitraum mithalten kann, muß sich zeigen. Die Grundlagen aller dieser neuen Techniken gehen oft auf frühe Arbeiten in der Mitte dieses Jahrhunderts zurück, und ihre geistigen Väter werden nicht jünger.

Sichergestellt ist auch die weitere Entwicklung des Kulturpreises.Eine kluge Auswahlpolitik bei der Preiszuerkennung hat hier in den 90er Jahren zu neuen Wertmaßstäben geführt. Damit wird bewiesen, daß es im Bereich der Dokumentarsendungen des Fernsehens noch immer kreative, von ihren Ideen besessene Macher gibt, die jenseits von Ideologien und „Fastfood-Journalismus“ gewissenhafte und herausfordernde Sendungen machen.

Jugendpreise gestiftet

Die erweiterten Aktivitäten der Stiftung erschöpften sich nicht nur in der Ausweitung auf neue Ziele. Einem persönlichen Anliegen von Dr. Rolf Gartz folgend, ging die Eduard-Rhein-Stiftung 1996 mit der Stiftung „Jugend forscht“ in Deutschland eine Zusammenarbeit ein, die sich in der Konstituierung eines speziellen Jugendpreises niederschlug. Aus den zur Ausscheidung eingereichten technischen Arbeiten der Jugendlichen wählt die Eduard-Rhein-Stiftung gemeinsam mit den Juroren von „Jugend forscht“ solche Preisarbeiten aus, die mit den satzungsgemäßen Zielen der Eduard-Rhein-Stiftung in Einklang zu bringen sind.

Ein weiterer Preis, der „Konrad-Zuse-Jugendpreis für Informatik der Eduard-Rhein-Stiftung“ wurde, ebenfalls unter dem Dach von „Jugend forscht“, erstmals 1997 ausgelobt. Er erinnert an den großen deutschen Computerpionier und Erfinder, der seinerseits selbst Laureat der Eduard-Rhein-Stiftung war.

Preisvergabe im Deutschen Museum

Auf Einladung des Deutschen Museums in München, werden seit 1996 die Eduard-Rhein-Preise im Rahmen einer Feierstunde vor ausgewählten Gästen im dortigen Ehrensaal vergeben.