Entwicklung, Standardisierung und Implementierung des Digitalen Fernsehens (DVB)

Entwicklung, Standardisierung und Implementierung des Digitalen Fernsehens (DVB)

Das Fernsehen ist mit Abstand das kostengünstigste Medium für die Verteilung von Information, die Ausbildung in Schwellenländern und die Unterhaltung schlechthin. Dementsprechend ist der Fernsehempfänger das weltweit beliebteste elektronische Gerät im Haushalt überhaupt. Im Jahr 2000 waren weltweit etwa 1,4 Milliarden Fernsehgeräte in Gebrauch, ähnlich viele wie alle Festnetztelefone und Mobiltelefone zusammen. Für die kommenden zwei Jahrzehnte erwartet man den Ersatz der analogen durch digitale TV-Empfänger, ein jährliches Milliardengeschäft für Hersteller von Breitbandtechnik, Unterhaltungselektronik, Rechnern und Halbleitern.

Das digitale Fernsehen ermöglicht deutlich bessere Ton- und Bildqualität als analoges TV, wobei erheblich mehr Fernsehkanäle im bestehenden Fernsehband möglich sind. Aufgrund der digitalen Signaldarstellung können TV-Inhalte auch über digitale Kommunikationsnetze übertragen und digitale Medien viel einfacher bewegt, verändert und genutzt werden, so dass auch Internetnutzung über Funk und interaktive Multimediadienste möglich werden, die als Schlüsselelemente für die zukünftige Informationsgesellschaft angesehen werden.

Unter der Bezeichnung Digital Video Broadcasting (DVB) hat das DVB Projekt in weltweiter Zusammenarbeit von Fachleuten seit 1993 Lösungen für kommerzielle, wissenschaftliche und Probleme des technischen Betriebs erarbeitet. Dabei sind Europäische Telekommunikations-Standards für Satellitenübertragung (DVB-S), Kabelverteilsysteme (DVB-C), terrestrischen Rundfunk (DVB-T) und für den Mobilfunk (DVB-H) entstanden und eingeführt worden.

Die gesamte für die erfolgreiche Standardisierung nötige technische und wissenschaftliche Arbeit im DVB Projekt wurde von Anfang an bis heute im so genannten Technical Module (TM) unter Leitung von Ulrich Reimers geleistet. Neben seiner Leistung als Projektkoordinator für die technischen Arbeiten hat sich Ulrich Reimers auch ganz erhebliche Verdienste in der Internationalisierung der DVB Standards erworben, die insbesondere am Ergebnis seiner erfolgreichen Verhandlungen mit Organisationen anderer Weltregionen wie Japan, USA und Lateinamerika sichtbar sind. Es drängt sich auf, ihn für seine hervorragenden Leistungen und Verdienste bei der Entwicklung, Standardisierung und technischen Einführung des digitalen Fernsehens in Europa und in mehreren außereuropäischen Regionen auszuzeichnen.

Ingenieure akzeptieren hoch angesehene Wissenschaftler nur dann als Führungspersonen, wenn sie auch ein glaubhaftes Interesse an der wirtschaftlichen Nutzung von Forschungsergebnissen haben. Hier genau liegt eine Stärke von Ulrich Reimers, der über langjährige erfolgreiche Industrietätigkeit bei Robert Bosch u. a. verfügt und gleichzeitig ein angesehener Forscher mit sichtbarem Drang zur wirtschaftlichen Nutzung neuer Erkenntnisse ist. Diese Fähigkeit hat ihm den Vorsitz vieler technisch-wissenschaftlicher Gremien eingetragen, denen er mit seinem blendenden Organisationstalent sehr erfolgreich gedient hat. Die Stellung als Professor und Leiter des Instituts für Nachrichtentechnik der Technischen Universität Braunschweig seit 1993 hat ermöglicht, diese Tätigkeiten wissenschaftlich fundiert, weltweit wahrzunehmen.

Solche Persönlichkeiten bleiben nicht unbemerkt: Seit 1999 hat er jährlich mindestens einen wichtigen internationalen Forschungspreis erhalten. Er ist u. a. IEEE Fellow und das erste Mitglied in der Ruhmeshalle der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC). Mehrere Veröffentlichungen nennen ihn Vater von DVB .

Im Januar 2006 war Dr. Reimers im Sonderheft über Global Digital Television der hoch angesehenen Zeitschrift Proceedings of the IEEE Editor für DVB Fernsehen, wo ihm mit Kollegen ein ausgezeichnetes Tutorium gelungen ist. Daneben hat er zahllose Veröffentlichungen und ein bekanntes Buch über DVB geschrieben.

Die Entwicklungsgeschichte von DVB geht weiter. Fernsehen betrifft neben der Ausstrahlung auch die Erstellung, Verwaltung, Speicherung und Nutzung von Inhalten. Der Fokus liegt zukünftig mehr beim Umgang mit Inhalten ihrem Schutz, der Steuerung von Zugangsrechten, Formaten für die Übertragung und allgegenwärtiges Fernsehen. Das DVB Projekt wird auch diese Probleme angehen und Lösungen vorantreiben und Ulrich Reimers wird weiter an der Spitze dieser Bewegung stehen.

Prof. Dr. Bernhard Walke,
RWTH Aachen