Jugend forscht

Der Wettbewerb Jugend forscht –
eine einzigartige Talentschmiede

‚Wir suchen die Forscher von morgen!‘ Das Motto, unter dem der damalige stern-Chefredakteur Henri Nannen 1965 zur ersten Runde von Jugend forscht aufrief, hat nichts von seiner Aktualität verloren. Der Bedarf an naturwissenschaftlich-technischen Spitzenkräften ist in Deutschland unvermindert hoch. Angesichts rückläufiger Schülerzahlen und des zunehmenden globalen Wettbewerbs wird sich der hierzulande bereits bestehende Fachkräftemangel sogar noch verschärfen. Vor diesem Hintergrund leistet Jugend forscht seit fünf Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag, die Begabungspotenziale zu identifizieren und auszuschöpfen, die in Wirtschaft und Wissenschaft so dringend benötigt werden.

Heute wie vor fast 50 Jahren kann Jugend forscht Modellcharakter beanspruchen, wenn es um eine effektive Nachwuchsförderung geht. Zentrale Reformansätze aus der aktuellen Bildungsdiskussion sind hier seit Langem gelebte Praxis. So bietet die Projektarbeit einen optimalen Rahmen, um Schüler entsprechend ihren Fähigkeiten individuell zu fördern. Durch forschendes Lernen können sich die Jugendlichen schon früh mit dem Handwerkszeug des wissenschaftlichen Arbeitens vertraut machen und dadurch eine Methodenkompetenz erlangen, die zu den Kernqualifikationen der heutigen Wissensgesellschaft gehört.

Die Förderung besonderer Begabungen endet bei Jugend forscht nicht mit der Teilnahme am Wettbewerb. Erfolgreiche Teilnehmer erhalten die Gelegenheit, durch Praktika an For- schungseinrichtungen und in Universitäten oder durch den Besuch von wissenschaftlichen Tagungen ihre Kenntnisse zu erweitern und zu vertiefen. Den Nachwuchskräften wird auf diese Weise frühzeitig eine zielgerichtete Orientierung vermittelt und sie werden motiviert, entsprechend ihren Begabungen ein natur- oder ingenieurwissenschaftliches Fach zu studieren. Darüber hinaus gibt es für die jungen Talente vielfältige Möglichkeiten für einen generationenübergreifenden Dialog mit Experten aus dem Jugend forscht Netzwerk. Der Wettbewerb eröffnet so Zukunfts- perspektiven und gibt Anregungen für die nächsten Karriereschritte.

Untersuchungen belegen, dass Jugend forscht ein äußerst wirksames Instrument zur Nachwuchsförderung in Deutschland ist: Neun von zehn erfolgreichen Wettbewerbsteilnehmern studieren später ein naturwissenschaftlich-technisches, mathematisches oder medizinisches Fach. Im Anschluss an das Studium ist etwa die Hälfte der ehemaligen Bundessieger im Bereich Forschung und Entwicklung an Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen oder in Unternehmen tätig. Seit der Gründung haben sich über 200 000 junge Menschen an Jugend forscht beteiligt.

Der Wettbewerb ist als gesellschaftlich breit verankertes Netzwerk organisiert, bei dem sich verschiedene Gruppen und Institutionen engagieren. Hauptträger der Initiative sind Bundesregie- rung, stern, Wirtschaft und Schulen; Schirmherr ist der Bundespräsident. Rund 250 Partner unterstützen den Wettbewerb: Neben mittelständischen Firmen und weltweit agierenden Unternehmen engagieren sich auch Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Stiftungen, Verbände sowie die Kultusministerien der Länder. Die Partner richten die Wettbewerbe aus, stiften Preise und fördern weitere Aktivitäten wie etwa Ehemaligentreffen. Das Finanzierungsmodell bildet die Grundlage für eine stetige Erweiterung der Initiative: Mittlerweile finden auf Regional-, Landes und Bundesebene pro Jahr über 100 Wettbewerbe statt.

Beispielhaft ist bei Jugend forscht auch die Bereitschaft vieler Lehrerinnen und Lehrer, den Wettbewerb ehrenamtlich zu unterstützen. Mehr als 6000 Fachlehrer engagieren sich jährlich als Projektbetreuer, Juroren und Wettbewerbsleiter. Ihre freiwillige Mitarbeit ist ein wesentlicher Eckpfeiler des Wettbewerbs, der eine Beteiligung von regelmäßig über 10000 Jugendlichen pro Runde erst möglich macht.

Angesichts der vielfältigen Herausforderungen im 21. Jahrhundert – etwa durch Bevölkerungswachstum, Klimawandel oder Globalisierung – benötigt Deutschland talentierte junge Menschen mit wissenschaftlicher Neugier, Eigeninitiative und Leistungswillen. Sie sind gefordert, in Zukunft Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen und ihren Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung zu leisten. Der Ideenreichtum und die Kreativität der Nachwuchswissenschaftler sind die Voraussetzung für zukünftige Innovationen in Forschung und Technik. Sie sind die Garantie, dass Deutschland im zunehmenden internationalen Wettbewerb bestehen kann. Die Ausbildung und Förderung junger Menschen im naturwissenschaftlich-technischen Bereich ist daher eine zentrale Aufgabe zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft, der sich Jugend forscht auch künftig verpflichtet fühlt.

Dr. Daniel Giese
Leiter Kommunikation & Public Affairs
Stiftung Jugend forscht e. V.
Hamburg